Im Sommer 2016 traten zwei junge Männer, die als Migranten nach Deutschland gekommen waren, bei WIRTGEN ihre Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik, Fachrichtung Konstruktionstechnik, an.
Zwei Jahre später dürfen sich beide über ihren erfolgreichen Abschluss und eine Festanstellung beim Windhagener Maschinenbauunternehmen freuen.
Nach einem Praktikum bei WIRTGEN stand schnell fest, dass Shah Mohammad Nasrullahi und Amani Naqibullah eine große Bereicherung für das Unternehmen sind und der Ausbildung nichts im Wege stand. Das in sie gesetzte Vertrauen haben beide nicht erst mit der bestandenen Prüfung gerechtfertigt. Von ihren praktischen Fähigkeiten und dem gewissenhaften Arbeiten hatten sich die Ausbilder schon während des Praktikums überzeugen können. Und auch die sprachliche Herausforderungen meisterten die Migranten mit Bravour, wie Ewald Wittemann, Ausbilder der gewerblichen WIRTGEN Azubis, erläutert.
Die deutsche Sprache zu beherrschen ist der Schlüssel zur Integration. Dazu gehört auch das Fachvokabular aus der Metalltechnik, das für ihren Arbeitsalltag unerlässlich ist. Beide sind ehrgeizig und konnten auch diese Hürde nehmen.
Ewald Wittemann, Ausbilder gewerblicher Bereich
Den Sprachunterricht übernahm dabei eine Deutschlehrerin, die WIRTGEN eigens engagiert hatte. Für die heute 25- und 27-Jährigen hieß das, regelmäßig die Schulbank drücken und neben dem alltäglichen Sprachgebrauch gleichzeitig die fachlichen Fortbildungsinhalte pauken. „Ansonsten mussten Mohammad und Amani dieselbe Ausbildung durchlaufen wie alle Jugendlichen, angefangen von der Bewerbung bis zur Prüfung“, erklärt Wittemann, dass alle unter den gleichen Voraussetzungen ihre Leistung bringen müssen.
Als es dann auf die Prüfungen zuging, schlossen sich die Azubis aus dem letzten Lehrjahr mit den jungen Männern aus Afghanistan zu Lerngruppen zusammen. „Die Unterstützung und der Zusammenhalt unter den Auszubildenden hat uns zusätzlich motiviert“, so Nasrullahi und Naqibullah unisono. Denn bei allem Ehrgeiz gab es natürlich auch Momente, in denen sie an ihre Grenzen stießen. „Ausbildungsinhalte und Sprache parallel zu lernen, war schon eine enorme Herausforderung“, geben beide unumwunden zu.
Immer am Ball geblieben zu sein, hat sich ausgezahlt – auch bei den Zusatzkursen, die WIRTGEN über die Inhalte der Regelausbildung hinaus anbietet, um den gesamten Nachwuchs optimal zu qualifizieren. So ermöglicht das Unternehmen zum Beispiel in der Metalltechnik, Fachrichtung Konstruktionstechnik, den besonders guten und geschickten Auszubildenden eine Fortbildung zum Thema Schweißtechnik. Dabei werden die Jugendlichen von der Handwerkskammer Koblenz vor Ort im Schweißen aus- und weitergebildet. Auch die beiden Azubis Shah Mohammad Nasrullahi und Amani Naqibullah schlossen den vierwöchigen Kurs mit einem Zertifikat ab und hinterließen bei den Verantwortlichen des Verbands für Schweißtechnik einen hervorragenden Eindruck.
Mit dieser Zusatzqualifizierung stellen wir zum einen sicher, dass unsere Nachwuchskräfte die hohen Qualitätsanforderungen bei WIRTGEN im Arbeitsalltag umsetzen. Zum anderen stehen den Absolventen damit auch die Türen zu anderen Arbeitsbereichen im Unternehmen offen.
Boris Becker, Ausbildungsleiter WIRTGEN GmbH
Die langjährige WIRTGEN Philosophie, den Nachwuchs im eigenen Betrieb und mit Zusatzangeboten zu qualifizieren, ist auch gerade vor dem Hintergrund des seit Jahren steigenden Fachkräftemangels ein wichtiges Instrument, das fachliche Know-how in Windhagen langfristig zu sichern. „Noch sind die Bewerberzahlen gut, aber auch wir stehen vor der Herausforderung, die jungen Menschen nach zwei Jahren in der Werkstatt zu halten. Denn nicht wenige streben nach der Ausbildung ein Studium an“, so Boris Becker. Dabei bietet auch eine Ausbildung jenseits des Studiums – wie der Metalltechnik, Fachrichtung Konstruktionstechnik – eine sehr gute Perspektive bei WIRTGEN. Eine Perspektive, von der sowohl die Auszubildenden als auch WIRTGEN profitieren.
Für Shah Mohammad Nasrullahi und Amani Naqibullah schließt sich indessen mit der erfolgreichen Ausbildung der Kreis einer langen Reise, die beide von Afghanistan über Griechenland bis nach Deutschland geführt hat. „Ich habe mir gewünscht, hier Fuß zu fassen und arbeiten zu können“, blickt Amani Naqibullah auf eine bewegende Zeit zurück. Durch viel Fleiß und Ehrgeiz konnte er wie sein Landsmann den Traum nun verwirklichen.
In ihre Fußstapfen getreten sind bereits drei weitere Migranten aus Afghanistan, von denen zwei nach einer einjährigen Einstiegs-Qualifizierung mittlerweile das zweite Ausbildungsjahr begonnen haben, während der dritte seine Ausbildung in diesem Sommer angetreten hat. „12 Monate lang hatten sie die Möglichkeit, uns von ihren Fähigkeiten und ihrer Persönlichkeit zu überzeugen. Genau wie Mohammad und Amani sind auch die drei neuen Azubis mit Herzblut bei der Sache, beliebt bei den Kollegen und komplett im Team integriert. Sie haben ihre Chance genutzt“, zieht Ausbildungsleiter Boris Becker ein positives Fazit.