Schnee und Eis bestimmen die Landschaft rund um den Tiefenbachferner, ein Gletscher auf etwas über 3.000 m Höhe mitten im Naturschutzgebiet Ötztaler Alpen. Hier entstand in zwei Sommern ein künstlicher Speichersee mit gigantischen Ausmaßen. Er wird ab 2011 das Wasser für eine Beschneiung der Gletscher liefern. Für das Becken des Sees mit dem schönen Namen „Panorama“ wurden rund 270.000 Kubikmeter Granit aus dem Fels gesprengt, davon wurden ca. 120.000 Kubikmeter gebrochen und mit einem HAMM Walzenzug 3520 HT verdichtet.
Gletscher – da liegt die Assoziation „Ewiges Eis“ auf der Hand. Doch die Klimaerwärmung droht, der Ewigkeit im Ötztal ein Ende zu setzen: Der Tiefenbachferner schmolz in den vergangenen 40 Jahren kontinuierlich. Jedes Jahr büßte er einen Meter Dicke ein. Um diesen Prozess zu stoppen, wird der Gletscher künftig künstlich beschneit. Das Wasser dazu kommt aus dem neuen Speichersee, der damit zur zentralen Stütze der technischen Beschneiung im gesamten Skigebiet von Sölden wird. Der Kunstschnee wird künftig eine Schutzschicht und Schneereserve für den Gletscher bilden, insbesondere am fragilen Rand. Die Skifahrer in Sölden wird es freuen, denn der Kunstschnee bildet auch eine perfekte Unterlage für den Wintersport. Die Dimensionen des neuen Speichersees „Panorama“ beeindrucken: Mit 405.000 m³ Volumen, 17 m Wassertiefe und 35.000 qm Wasseroberfläche ist es der größte künstliche See in Österreich. Das Wasserbassin entstand unterhalb des Tiefenbachferners, in 2.900 m Höhe. Dazu wurde einerseits eine Vertiefung in den Berg gearbeitet und auf der anderen Seite ein künstlicher Damm aufgebaut. Genau hierfür kamen die HAMM Technologien zum Einsatz. Die Arbeit erledigte ein Walzenzug der Serie 3000, ausgestattet mit Hammtronic und dem Mess- und Dokumentationssystem „HCQ-GPS Navigator“. Er verdichtete gebrochenen Granit lagenweise und erzeugte so die talseitige Begrenzung des Sees.
Ein starkes Team: Kleemann Brecher und HAMM Walzen
Auf der gegenüberliegenden Seite wurde das Speicherbecken des künstlichen Sees aus dem Berg gesprengt. Brecher haben dann das gewonnene Gestein auf die Korngröße 0/200 zerkleinert. Den Löwenanteil der Brecherarbeit leistete ein mobiler Kleemann Backenbrecher MC 110 R, aufgebaut direkt am Boden des neuen Speicherbeckens. Direkt nach dem Brechen transportierten Muldenkipper das Gestein wenige Meter auf die gegenüberliegende Seite, wo der HAMM Walzenzug den neuen Damm in bis zu 45 Lagen à 50 cm Dicke herstellte.
HCQ GPS-Navigator: Verdichtung einfach dokumentieren
Die Abkürzung „HCQ“ steht für „HAMM Compaction Quality“ und fasst eine Vielzahl verschiedener Mess- und Dokumentationswerkzeuge zusammen. In Tirol kam der GPS-Navigator zur Anwendung. Dieses System besteht im Wesentlichen aus drei Modulen: Ein Empfänger nimmt die Signale mehrerer GPS-Satelliten und eines Differential-Satelliten auf und bestimmt die genaue Position der Walze unabhängig von fest installierten Referenzstationen. Ebenso wichtig ist das zweite Modul, dasVerdichtungs-Messsystem. Über einen Beschleunigungssensor an der Bandage wird die tatsächliche Verdichtung ermittelt und an den robusten Panel-PC in der Walze übertragen. Dieser Rechner ist das Herzstück des Systems. Er verknüpft die Verdichtungs-Messwerte mit den Positionsdaten zum Zeitpunkt der Messung und protokolliert alle Informationen. Daraus entsteht am Panel-PC in der Fahrerkabine eine „Verdichtungslandkarte“. Auf ihr erkennt der Fahrer die Messergebnisse in Form von unterschiedlichen Farbmarkierungen und kann den Grad der Verdichtung unddie Anzahl der gefahrenen Übergänge genau erkennen.
Auswertung des GPS-Navigators: Klar, einfach, eindeutig und schnell
Immer nach der Verdichtung einer Lage hat Ingenieur Hauser die Daten per USB-Stick ausgelesen und gespeichert. Das Ergebnis sind klare, eindeutige Messwerte, die zur Interpretation weder umgerechnet werden müssen noch anderweitige Software erfordern. „Der HCQ GPS-Navigator liefert eindeutige, nachvollziehbare Daten, die wir und unser Auftraggeber sofort interpretieren können. Das erleichtert die Dokumentation erheblich“, lobt der Bauleiter das System. Die Bedienung an der Walze ist übrigens ebenso einfach und kommodwie die Auswertung. Über einen bedienerfreundlich gestalteten Touchscreen gibt der Fahrer oder der Bauleiter die Basisdaten ein, der Rest geschieht automatisch und erfordert keine weitere Bedienung.
Hammtronic sorgt für Zuverlässigkeit auch bei extremen Umweltbedingungen
Der am Dammbau beteiligte Walzenzug verfügt über das Motor- und Maschinenmanagement-System Hammtronic. Dies sorgt für eine effiziente Ausnutzung der Maschinen-Kapazitäten und überwacht sämtliche Motor- und Fahrzeugfunktionen, insbesondere Fahrantrieb, Vibration, Oszillation und Motordrehzahl. Außerdem passt das elektronische Motormanagement das Vibrationssystem und die Fahrgeschwindigkeit an die jeweiligen Einsatzbedingungen an. Dies trägt natürlich auch zu einer langen Lebensdauer der Maschine bei. Auf 2.900 m Höhe zeigte sich aber noch ein weiterer Vorteil der Hammtronic: Dort hatten viele Baumaschinen wegen des geringen Luftdrucks Schwierigkeiten beim Dauerbetrieb und erbrachten nicht die geforderte Leistung. Die Hammtronic hingegen reagiert auf die Umweltfaktoren und regelt die Maschinenparameter entsprechend. Das Resultat ist ein störungsfreier Betrieb, und das sogar unter ungewöhnlichen Einsatzbedingungen. Bauleiter Ing. Alexander Hauser bestätigt das: „Während der Bauzeit haben uns etliche Maschinen mit Motorenausfällen zu schaffen gemacht. Die Geräte der Wirtgen Group dagegen haben auch in großer Höhe kontinuierlich durchgearbeitet.“
Dammbau nach 2 Jahren abgeschlossen
Schon nach der zweiten Bausaison konnten die Betreiber Mitte September 2010 den Speicherteich seiner Funktion übergeben. Abzüglich der Wartezeiten aufgrund verschiedener Wetterkapriolen kommt man auf eine „Netto-Bauzeit“ von knapp 5 Monaten für den Damm. In dieser Zeit hat der HAMM Walzenzug 3520 HT etwa 120.000 m³ Granit verdichtet. Diese enorme Leistung trug wesentlich dazu bei, dass der See eine Saison früher als geplant genutzt werden kann. Nun müssen die Söldener noch ein Jahr warten, bis der See komplett befüllt ist und dann sein Wasser für die Beschneiung verwendet werden kann.