QSBW 4.0 ist die Abkürzung für „Qualität im Straßenbau in Baden-Württemberg 4.0“ und läutet die digitale Zukunft des Straßenbaus in Deutschlands Südwesten ein. Bereits 2019 wird dies bei öffentlichen Ausschreibungen berücksichtigt und bis 2021 als Standard eingeführt. Durch die Initiative ist das Bundesland Vorreiter darin, den Straßenbau ins digitale Zeitalter zu überführen. Ziel ist die qualitative Verbesserung des Asphalteinbaus sowie eine höhere Prozesssicherheit und mehr Effizienz.
Deutschland | Baltmannsweiler
An einem Bauprojekt zu QSBW 4.0 waren ein VÖGELE Straßenfertiger mit der Prozessmanagement-Lösung WITOS Paving Plus und HAMM Walzen mit dem Modul WITOS HCQ beteiligt.
Das Bauunternehmen A. Waggershauser Straßenbau GmbH + Co. KG aus Kirchheim/Teck hat den Zuschlag für eine Ausschreibung erhalten, in der die Standards der QSBW 4.0 zur Verbesserung der Prozessqualität beim Straßenbau gefordert waren. Bei der Baumaßnahme handelte es sich um die Sanierung eines Abschnitts der Landesstraße L 1150 in der Kommune Baltmannsweiler. Erneuert werden sollte eine 4 cm starke Deckschicht auf einer Länge von 2,1 km.
Ausschreibungen nach den QSBW 4.0-Kriterien verlangen die Berücksichtigung aller Systemkomponenten einer digital gesteuerten und überwachten Baustelle, die durch die QSBW 4.0-Initiative definiert sind. Konkret geht es dabei um eine dynamische Logistik- und Maschinensteuerung sowie um Prozessdokumentation.
Für solche Anforderungen hat VÖGELE WITOS Paving Plus entwickelt, auf das auch Waggershauser setzte. Dabei handelt es sich um ein softwarebasiertes, vollintegriertes Gesamtsystem zur Prozessoptimierung und -dokumentation. Es besteht aus 5 aufeinander abgestimmten Modulen für die unterschiedlichen Prozessbeteiligten – von der Mischanlage über den LKW-Fahrer bis zum Bauleiter. Mit WITOS Paving Plus können Bauunternehmen bereits heute annähernd alle auf den Straßenfertiger bezogenen Anforderungen abdecken, die laut QSBW 4.0 zukünftig generell bei Ausschreibungen gefordert sein werden.
Die Ergänzung 4.0 gibt dabei die digitale Stoßrichtung vor: „Industrie 4.0“ bezeichnet eine Hightech-Strategie mit der Zielsetzung, die industrielle Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik zu verzahnen – auf Basis intelligenter, vernetzter Systeme.
QSBW 4.0 sieht einen Qualitätsmanagementplan vor, in dem festgelegt wird, welche Parameter vom Bauunternehmen eigenständig zu überwachen sind. Unter anderem umfasst dies Einbautemperatur und -geschwindigkeit sowie die Verdichtung. Geplant werden soll aber auch die Logistik. Dazu zählen Tageseinbaumenge, Lieferwerke, Mischleistung, LKW-Umlaufzeiten, Anzahl der Fahrzeuge und vieles mehr. Die Erfassung dieser Zieldaten macht ein Controlling mit den realen Daten der Baustelle möglich.
Für die Planung und das Monitoring steht WITOS Paving Control zur Verfügung, eines von 5 Modulen von WITOS Paving Plus. Hier können alle geforderten Daten angelegt werden – bis hin zur Bestimmung der notwendigen Maschinen und Materialmengen sowie ihrer zeitlichen Disposition. Auf Grundlage dieser Informationen können später im Bauprozess Planabweichungen identifiziert und korrigiert werden.
Axel Gairing, A. Waggershauser Straßenbau GmbH + Co. KG
Auch das baden-württembergische Verkehrsministerium betrachtet die Sanierung der L 1150 in Baltmannsweiler als einen erfolgreichen „Meilenstein für die Digitalisierung des Bauwesens“. Das Ministerium erprobt im Wettbewerb seit 2018 das mit Unternehmen der Bauwirtschaft entwickelte und in einem Handbuch zusammengefasste Vorgehen „Qualitätsstraßenbau Baden-Württemberg 4.0“ (QSBW 4.0).
Ziel von QSBW 4.0 ist ein unterbrechungsfreier und digital kontrollierter Bauprozess, der eine flächendeckend gute Einbauqualität sicherstellt und zu einer Erhöhung der Lebensdauer der Asphaltschichten führt.
Temperaturmessungen stehen im Mittelpunkt des von QSBW 4.0 geforderten Qualitätscontrollings. Da Asphalt nur in bestimmten Temperaturbereichen eingebaut und verdichtet werden kann, soll die Mischguttemperatur beim Verladen, bei der Übergabe an den Fertiger sowie beim Einbau über die gesamte Fläche hinter der Bohle kontrolliert werden.
Mit WITOS Paving Plus ist das einfach: Das Materials-Modul kann die Übergabetemperatur auf der Mischanlage erfassen. Beim Übergeben in den Fertiger kann die Temperatur auf der Baustelle erfasst werden. Und die Temperaturdaten unmittelbar nach dem Einbau liefert die Infrarotkamera des VÖGELE Messsystems RoadScan. Sie scannt präzise und flächendeckend den geforderten Bereich auf 10 m Breite. Da RoadScan wie WITOS Paving Plus auch in das Fertiger-Bedienkonzept ErgoPlus 3 integriert ist, stehen dem Fertigerfahrer über das Bedienpult die Temperaturdaten zur Verfügung. Zusätzlich können auch Bauleiter über das WITOS Paving Modul Control online aus dem Büro diese Daten kontrollieren.
Von der Planung über die Erfassung der Baustellendaten bis hin zur beleggenauen Abrechnung und Identifizierung von Verbesserungspotenzialen – ein digitales Prozessmanagement bringt Transparenz in eine Baumaßnahme. Das ist für Auftraggeber, die Qualität sichern und Kosten im Auge behalten möchten, von großer Bedeutung. QSBW 4.0 setzt mit seinen Anforderungen genau da an.
Genau wie WITOS Paving Analysis, das fünfte Modul der VÖGELE Prozessmanagement-Lösung. Das Analyse-, Statistik- und Dokumentationstool erfasst die gesamte Prozesskette. Die übersichtlich gestalteten Grafiken und Charts liefern dem Bauleiter oder Planer wichtige Erkenntnisse zur abgeschlossenen Baumaßnahme, beispielsweise über die Einsatzeffizienz.
Die Auswertung der Baustelle in Baltmannsweiler zeigt sehr klar, welchen Nutzen die digitale Prozesssteuerung hat. Dank der perfekten Taktung und Optimierung der Einbaumaßnahme lag die Einsatzeffizienz beim Einbau der Deckschicht bei 99 %.
Kurz: WITOS Paving Plus hat beigetragen, Stillstand zu verhindern – und den Praxistest des QSBW 4.0-Projekts bestanden.
Das VÖGELE System zur Prozessoptimierung und Dokumentation umfasst 5 Module – maßgeschneidert auf die einzelnen Prozessbeteiligten.