2021 feiert die Wirtgen Group 60 Jahre Wirtgen. Zeit zurück zu schauen und nach vorn zu blicken. Auch Vögele, Hamm, Kleemann und Benninghoven haben die Technologien der Branche führend geprägt. Gemeinsam steht die Wirtgen Group für über 660 Jahre Erfahrung – und ist seit jeher Taktgeber der Straßenbaugeschichte.
Die Stammwerke der WIRTGEN GROUP in Deutschland gehören zu den modernsten Werken der Branche. Leane Produktionsprozesse, klare Abläufe und ergonomische Arbeitsplätze sind Garanten für Premiumtechnologien. Basis für diesen Erfolg ist ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess, der weit in die Vergangenheit reicht.
Die Erfolgsgeschichte der Firma WIRTGEN ist in der Branche hinlänglich bekannt. Die Kurzfassung: 1961 startet Reinhard Wirtgen als Fuhrunternehmer im Straßenbau. Seine ersten beiden Betonzertrümmerer baute Reinhard Wirtgen noch in einem leerstehenden Hühnerstall. Das war 1965 – und schon damals bewies der Firmengründer Weitblick und Mut. Er erkannte die Vorteile seiner Konstruktion gegenüber den damals gängigen Raupenbaggern. Und witterte die Chance, im Straßenbau als Dienstleister Fuß zu fassen. Innovationen in der Straßensanierung zeichnen den Wirtgen Weg, und auf diesem Weg wurde aus WIRTGEN ein Hersteller für Straßenbaumaschinen – aus einer Vision wurde Realität. Heute vereint die Wirtgen Group fünf deutsche Stammwerke, Produktionen in Brasilien, China und Indien sowie eigene Vertriebs- und Servicegesellschaften. Und ist stolz darauf, starker Teil von John Deere zu sein.
WIRTGEN heuteDie Anfänge von Vögele reichen weit in die Vergangenheit zurück. 1836 gründete Joseph Vögele in Mannheim, in der Nähe des Heidelberger Tores, eine kleine Schmiede. Der Zeitpunkt war günstig, denn nur ein Jahr zuvor war die erste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth gefahren. Joseph Vögele erkannte, welche Chancen sich mit dem wachsenden Schienennetz eröffneten. Das Produktionsprogramm von Vögele reichte schon bald von Weichen über Drehscheiben bis zu Schiebebühnen und Rangieranlagen. Ab 1890 erhielt das Unternehmen erste große Aufträge der Preußischen Staatsbahn, unter anderem für den Bau des Frankfurter Hauptbahnhofs. Als Heinrich Vögele, der Sohn des Unternehmensgründers, mit seinen Kindern Joseph und Wilhelm zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Unternehmensleitung übernahm, gehörte Vögele weltweit zu den bedeutendsten Weichenbaufirmen. In den 1920er-Jahren entdeckte Vögele den Straßenbau als Geschäftsfeld. Die Motorisierung nahm zu und brachte immer mehr Personen- und Lastkraftwagen auf die Straßen. Bauunternehmen versahen die Straßen mit Teer- oder Betonbelägen. Da bereits Planungen für zweispurige Autobahnen liefen, erwarteten Bauunternehmer und Hersteller von Baumaschinen viele große Aufträge. Nach 90 Jahren als Fabrikant von Eisenbahnzubehör begann für Vögele die Zeit als Hersteller von Straßenbaumaschinen.
VÖGELE heuteDie Büchsenmacher Franz Hamm und Anton Hamm gründeten 1878 im oberpfälzischen Tirschenreuth die Maschinenfabrik Gebrüder Hamm. In ihrem Betrieb an der Schmellerstraße stellten sie zunächst landwirtschaftliche Geräte wie z. B. mobile Dreschmaschinen her. Das Unternehmen beteiligte sich außerdem an großen Baumaßnahmen, wie dem Bau der Wasserleitung in Tirschenreuth im Jahr 1900. Bald reichte der Platz nicht mehr aus: 1908 vergrößerten Franz Hamm und Anton Hamm, die mittlerweile 21 Mitarbeiter beschäftigten, ihre Werkstatt zum ersten Mal. Neben den landwirtschaftlichen Maschinen fertigten sie Lokomobile. Mit der Hochindustrialisierung wuchs um die Jahrhundertwende das Straßennetz. Bauunternehmen nutzten für die Verdichtung von Straßenbelägen Dampfwalzen. Auch Hamm sah im Straßenbau ein vielversprechendes neues Geschäftsfeld, das in England bereits erschlossen war, in Deutschland allerdings noch in den Anfängen steckte. Als das Königlich Bayerische Bezirksamt 1911 die Anschaffung einer Walze für den Straßenbau beschloss, witterte Hamm seine große Chance. Nach 30 Jahren als Hersteller von Landmaschinen begann für die Brüder Hamm nun die Zeit im Straßenbau.
HAMM heuteFerdinand Kleemann gründete 1857 eine Feilenhauerei in Obertürkheim bei Stuttgart. Schon früh dehnte er seine Produktpalette aus: zunächst auf Futterschneidmaschinen und andere landwirtschaftliche Geräte, später auch auf Exzenter. 1878 erwarben seine Nachkommen ein Grundstück auf der Augsburger Straße und errichteten dort eine neue Werkstatt und eine Gießerei. Heinrich, einer der vier Söhne Ferdinands, baute durch Heirat eine geschäftliche Verbindung zu einem Fabrikanten aus Göppingen- Faurndau auf und übernahm schon bald die Leitung der Firma „Hildenbrand & Söhne“. Kleemann entdeckt die Gesteinsaufbereitung 1902, nach dem Tod Heinrich Kleemanns, führten Friedrich Kleemann und Wilhelm Kleemann das Unternehmen Hildenbrand mit der Kleemann’schen Unternehmung zu den „Kleemanns Vereinigte Fabriken Obertürkheim und Faurndau“ zusammen. Im selben Jahr begannen sie mit dem Bau von stationären Gesteinsaufbereitungsanlagen und wagten damit einen ersten Schritt auf den Markt für Aufbereitungstechnik. Allerdings blieb dieser Bereich lange nur ein Nebengeschäftsfeld des Unternehmens. Bis zum Ersten Weltkrieg stellte Kleemann neben Steinbrechern und Kugelmühlen unter anderem Keltereimaschinen, Elevatoren und Sortiertrommeln her. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Produktion bei Kleemann nur langsam wieder in Gang. Erst im Jahr 1952 konnte das Unternehmen wieder an alte Erfolge anknüpfen. Hauptprodukte waren nach wie vor Maschinen für stationäre Aufbereitungsanlagen und hydraulische Hebebühnen. Nach dem Tod von Hans Kleemann übernahmen 1966 seine Söhne Fritz Kleemann und Johannes Kleemann die Geschäftsführung. Unter ihrer Leitung produzierte Kleemann nun auch hydraulische Aufzüge und hydraulische Spezialanlagen für Stadt- und Sporthallen oder Schwimmbäder. Eine Innovation in der Aufbereitungstechnik gelang 1976. Für einen Kunden in den Vereinigten Arabischen Emiraten entwickelte Kleemann erstmals eine radmobile Brechanlage. Die Basis dafür bildete der bereits in den 1950er-Jahren hergestellte radmobile Backenbrecher. Über viele Jahre blieb der Nahe Osten Hauptabnehmer für die mobilen Anlagen; in Deutschland entwickelte sich Kleemann allmählich zu einem Spezialisten für stationäre Aufbereitungsanlagen.
KLEEMANN heuteOtto Benninghoven startete 1909 in Hilden mit einem Betrieb zum Bau von Zahnrädern und Sondermaschinen. Der Einstieg in die industrielle Feuerungstechnik begann in den 1950er-Jahren. Im darauf folgenden Jahrzehnt wurde die Asphaltindustrie zunehmend wichtig für das Unternehmen. 1970 bezog man eine neue, moderne Fertigungsstätte in Mülheim, wohin dann auch der Firmensitz verlegt wurde. Seit 2007 wurde dort eine neu errichtete Elektro- und Endmontagehalle genutzt. Im nahe gelegenen Wittlich wurde ein zweites Werk unterhalten. Dort fand hauptsächlich der Stahlbau sowie die Montage von Siebmaschinen und Trockentrommeln statt. Im Jahr 2016 fand der Erste Spatenstich für den Neubau des zukünftigen Benninghoven-Stammwerkes in Wittlich-Wengerohr statt. Dort wird heute produziert.
BENNINGHOVEN heuteAnfang des 18. Jahrhunderts kamen die alten Straßenbautechniken der Römer wieder auf und wurden gezielt weiterentwickelt. Üblich bis dahin waren reine Erdstraßen, die sich bei Regenwetter in schlammige, unpassierbare Verkehrswege verwandelten. Schotterstraßen und Pflasterstraßen verbesserten die Situation und kamen in Mode und wurden systematisch angelegt. Thomas Telford und John Loudon McAdam legten in dieser Zeit die Grundsteine für den modernen Straßenbau. Ihre Erkenntnisse über einen abgestuften Schichtenaufbau (so genannte Makadam-Bauweise) und eine wirkungsvolle Entwässerung von Straßen haben noch heute ihre Gültigkeit. Um Personen und Güter möglichst rasch zu befördern stieg neben den innerstädtischen Straßen auch die Zahl von überregionalen Straßenverbindungen stetig. So genannte Chausseen (Kunststraßen) bildeten ein Fernstraßennetz quer durch Europa und verloren erst mit Aufkommen des Eisenbahnbaus wieder an Bedeutung.
1822: Der erste Straßenbau in Makadam-Bauweise in Maryland (USA).
Eine grundlegende Veränderung im Straßenbau brachte das Aufkommen der motorisierten Fahrzeuge mit sich. Die neuen Fortbewegungsmittel machten eine weitere Verstärkung des Straßenoberbaus und ein völliges Umdenken bei der Trassierung von Straßen erforderlich. Die bis dahin angelegte Straßen waren zu uneben und kurvenreich – für einen schneller werdender Fahrzeugverkehr zu unsicher. Hinzu kam die allerorts auftretende Problematik der Staubentwicklung durch ungebundene Deckschichten. In Folge wurde Deckschichten mit Teer, Bitumen oder Zement gebunden. Die Geburtsstunde des modernen Asphalt- und Betonstraßenbaus, wie er noch heute praktiziert wird.
Im Kollektiv bringen die Unternehmen der Wirtgen Group ihre ganze Stärke zur Entfaltung: immer dort, wo unsere Kunden sie brauchen und als Einheit, die von ihrer Vielfalt profitiert. Die Grundlagen für unseren Erfolg bilden das Vertrauen in unsere Mitarbeiter und die Zufriedenheit unserer Kunden. Um einen Auftrag fristgerecht abzuwickeln, war Reinhard Wirtgen sich nie zu schade, nachts selbst an den Maschinen zu schrauben. Genauso legen wir uns auch heute ins Zeug, um unseren Kunden stets die beste Qualität, die modernsten Technologien und den umfangreichsten Service zu bieten. Dieser Anspruch spiegelt sich in unserem Wertversprechen wider: „Close to our customers“. Auch unter John Deere lebt diese Tradition fort.
Geschichte der WIRTGEN GROUP